Gefahren für die Störche

Welchen Gefahren sind die Störche ausgesetzt?

Auch wenn es gerade bei uns in Wabern und im Schwalm Eder Kreis den Anschein hat, dass es durch die steigende Zahl der belegten Horste eine Umkehr bezüglich der Bestandsgefährdung gegeben hat, der Schein trügt. Der Bruterfolg in Deutschland reicht nicht aus um den Bestand der Weißstorchpaare zu sichern. Dazu müsste ein Storchenpaar kontinuierlich mindestens 2 Jungstörche durchbringen.
Zur Bestandserhöhung kommt es bisher hauptsächlich durch die besseren Lebensbedingungen in anderen Regionen, wo dann auch wesentlich bessere Bruterfolge zu verzeichnen sind (3-5 Jungstörche werden flügge)

Wir haben zur Zeit bei den Westziehern eine wesentlich höhere Rückkehrquote als bei den Ostziehern, da die Gefahren auf dem Zug nach Spanien und die dortige Überwinterung geringer ist. Das wird sich allerdings in den nächsten Jahren ändern, sobald in Spanien die offenen Mülldeponien geschlossen werden und die Störche keine ausreichende Nahrung mehr für eine Überwinterung finden.

Wir unterscheiden bei den Gefahren zwischen natürlichen und unnatürlichen

Im Winterquartier des Weißstorches sind das Hyänen und Schakale (Ostzieher) Störche übernachten in Gruppen auf Bäumen, sind also eher sicher vor diesen Feinden.

Während der Brutzeit in unserer Region, können auf dem Horst für die Jungtiere, der Marder, Waschbär, Uhu oder Seeadler, gefährlich werden, sofern der Nachwuchs zu früh alleine gelassen werden muss. Die Ursache dafür ist dann, wenn keine Verletzung oder Ausfall eines Altvogels vorliegt, akuter Nahrungsmangel. Störche wissen genau um die Gefahr durch Prädatoren, verlassen sie ihren Horst bevor der Nachwuchs 3 Wochen alt ist, dann geschieht dies aus Hunger.

Beim Horst Wabern I ist im Jahr 2010 der gesamte Nachwuchs, 3 Storchenküken, verschwunden, ca. 3-4 Wochen alt. Bis heute wissen wir nichts warum. Es konnte aber beobachtet werden, dass selbst Mäusebussarde von den Weißstörchen attackiert wurden, wenn diese dem Horst zu nahe kamen.

Der Uhu und der Seeadler können in unseren Breiten dem Weißstorch gefährlich werden.

Uhu als Pflegling in der Storchenstation Wabern
Natürliche Gefahr für den Storch. Der Uhu, kaum grösser als ein Bussard könnte er den Störchen durchaus gefährlich werden. Ein sehbehinderter Uhu hat in einer Pflegestation 10 Störche getötet, im Normalfall sucht er sich andere Beute.

Ein Angriff auf Storchenhorste wurde noch nie dokumentiert.

Im Überwinterungsgebiet Afrika gehen Leoparden durchaus auch auf Storchenjagd, Affen können dem Storch ebenfalls gefährlich werden.

Dürreperioden in Afrika gab es schon immer, Störche können bei guten Ernährungszustand ca 14 Tage hungern. Die Bestandsrückgänge in Deutschand in den 80ziger Jahren werden heute zurückgeführt auf bestehende Dürreperioden in Afrika. Die Störche sind geschwächt, sterben oder schaffen den anstrengenden Zug in die Heimat nicht rechtzeitig. Hinzu kommt, dass die Störche in Afrika tausende vergifteter Heuschrecken fressen. Das bringt den Storch vielleicht nicht sofort um, es hat aber Folgen für seine Konstitution und Gesundheit.

Kronismus – er entsteht eindeutig durch Stress, natürlich oder nicht..

Alleine durch diese natürlichen Gefahren wären die Bestandszahlen der Weißstörche konstant  –

Der Mensch als Gefahr für den Weißstorch – Lebensraumzerstörung

Der Mensch, der den Storch doch so sehr bewundert, er ist sein grösster Feind.

Trotz der Zunahme an Storchenpaaren in Deutschland reichen die Bruterfolge nicht aus, um langfristig die Bestandszahlen zu erhalten. Zu viele Gefahren gibt es im Lebensraum der Störche.

Die Veränderungen des Lebensraumes durch die Menschen, sie zerstören nicht nur die Nahrungsquellen für die Vögel, sie schaffen auch viele Gefahren verhungerte, verletzte, tote Störche sind die Folge.

Umso wichtiger ist es, dass wir bei einer künstlichen Ansiedlung des Weißstorches seine Bedürfnisse berücksichtigen und unsere Zivilsationsgefahren beachten und ausschließen.

Gefahren auf dem Zug und im Lebensraum

Stromtod

steht an erster Stelle fast 70 % der Verluste entstehen ursächlich durch den Stromtod. Auch in Wabern gab es bereits einen tödlich verunfallten Altstorch, nicht alle Masten sind ausreichend gesichert. 2020 stirbt ein weiterer Storch, ein Jungstorch den STromtod auf den Wiesen Richtung Zennern beim Anflug an die Leitungen.

Anflüge an Mittelspannungs-Freileitungen führen zu schweren Verbrennungen, meistens mit Todesfolge.
Laut Bundesnaturschutzgesetz sollten alle Mittelspannungsmaste bis Ende 2012 entsprechend umgerüstet werden, das ist bis heute nicht überall geschehen. Immer noch kommt es zu den tödlichen Unfällen. Von den Jungstörchen sterben ca. 10 % im ersten Lebensjahr den Stromtod.

Großvögel wie der Weißstorch, Uhu, Greifvögel und Eulen sind besonders gefährdet bzgl. des Stromschlags – eine nicht zu unterschätzende Ursache für Bestandsrückgänge die durch die parallel verlaufende Zerstörung des Lebensraumes zum Aussterben von Vogelarten führt.

Künstliche Storchenhorste gehören nicht in die Nähe solcher Gefahrenquellen, die tödlichen Unfälle sind sonst vorprogrammiert. Die Deutsche Bahn empfiehlt für das Aufstellen von Storchenhorsten einen Abstand von 1km.

Gefahr Stromleitungen – Geld wichtiger als die Natur?

In Deutschland sind die Energieversorgungsunternehmen durch das BNG § 53 verpflichtet, neu errichtete Masten abzusichern, für alte Masten/Leitungen gab es eine Frist von 10 Jahren sie nach zu rüsten. Diese Frist lief bis Ende 2012. Nicht alle Masten werden gesichert,  aber die Zahl der Opfer durch Stromschlag in Deutschland wird sich deutlich verringern. Im Ausland, auf dem Zug ins Winterquartier, besteht diese Gefahr weiter. Auch dort müssen Maßnahmen ergriffen werden die Zugvögel vor dem Stromschlag zu schützen.

Nur selten überleben die Vögel den Stromschlag, sterben an Verbrennungen oder Herztod,  verletzte Störche sind hier die Ausnahme. Aber es kommt vor:

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Stromschlag bei einem Weißstorch, ein Bein hat er verloren

Der Naturschützer Dieter Haas hat viele Jahre hartnäckig, auch für unseren Weißstorch gekämpft, damit die Strommasten entschärft werden. Hierzu nachfolgender interessanter Link:

Vogelschutz gegen Stromopfer

Gefahr Windkraftanlagen

Eine Gefahrenquelle wurde entschärft, die nächste wird sich durch den Windkraftboom verstärken.

Die Windkrafträder werden  für Großvögel aber auch anderen Arten zur nächsten großen Gefahrenquelle. Bisher gibt es keine Möglichkeit die Vögel vor den Rotorblättern zu warnen, die Tiere kollidieren und werden erschlagen, betroffen sind auch Fledermäuse.

Mindestens genauso hoch, wahrscheinlich noch höher,  soll die Zahl der Opfer durch eine innere Verletzung sein, die durch den Luftsog entsteht, Barotrauma genannt.  Die Vögel erleiden einen Luftsackriss. Dieser lässt sie noch eine kurze Zeit fliegen, in 2-3 km Entfernung stürzen die Tiere ab. Gefunden werden diese Opfer in der Regel selten.

Wir müssen bei den bestehenden ca. 28 000 WKA Anlagen in Deutschland  mit mehreren Millionen toten Vögeln jährlich rechnen!

Eine Forschungsgruppe der Universität Calgary hat das Barotrauma näher untersucht.

www.windwahn.de/index.php/naturschutz/artenschutz/barotrauma-bei-fledermaeusen-seit-2008-bekannt

Straßenverkehr

hier können wir als aufmerksamer Autofahrer etwas tun. Runter vom Gas wenn Störche auf den anliegenden Feldern Nahrung suchen. Oftmals überqueren sie die Straße sehr niedrig. Besonders gefährlich ist das bei Regen, durch das nasse Gefieder wird der Storch recht schwerfällig im Abflug. Das gleiche gilt auch für andere Vogelarten, im Sommer sind bei kühlen Wetter oft Mauersegler und Schwalben im Tiefflug über den Straßen und Brücken unterwegs um wenigstens ein wenig Nahrung zu finden. Wer hier langsam und achtsam fährt, rettet das Leben dieser Tiere. Sie sind zu schwach um den schnell fahrenden Autos noch rechtzeitig ausweichen zu können.

Auch eine Ansiedlung innerorts ist für den mit einer Spannweite von bis zu 2,20 grossen Storch gefährlich. Ausgenommen sind hier Schornsteine mit einer grossen Höhe, von dort fliegt der Storch im Normfall direkt in den Lebensraum.

Seit 2016 kamen in Wabern innerorts mittlerweile 4 erfahrene Altstörche ums Leben, bei 4 besetzten Horsten. Bis auf einen Horst sind alles Kunsthorste.

In unserer Nachbargemeinde Waldeck Frankenberg kamen am 14. und 15. August 2010 gleich zwei Jungstörche mitten im Siedlungsbereich von Bergheim-Giflitz um, sie wurden beide vom Auto erfasst und waren sofort tot.

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Tod im Straßenverkehr Giflitz

Die ehemalige Ederstörchin Julie könnte wohl  heute noch leben, wäre sie nicht 2016 nach Wabern umgezogen wo sie innerorts verunglückte. Brutstorch Felix ist an der Autobahn tödlich verunglückt.   Nahrungsmangel hat Felix sicher veranlasst in einer Entfernung von über 10km zum Bruthorst nach Nahrung zu suchen.  Dort habe ich ihn selber schon hinter der Leitplanke entlang laufen sehen.  Letztendlich hat ihn dann vermutlich ein LkW erfasst und getötet. Störche fliegen sehr flach auf, vom Rand der Fahrbahn aus eine Gefahr. Der Randbereich der Autobahn ist kein typischer Lebensraum für den Storch. 

Gefahren während der Brutzeit

Störungen durch den Menschen am Bruthorst:

Bitte verlassen sie die Wege nicht, beobachten Sie die Störche  aus angemessener Entfernung. Sobald die Tiere lange Hälse machen, an den Rand des Horstes treten und zu Ihnen schauen, sind sie zu dicht am Horst! Hunde müssen angeleint sein, damit sie nicht unter den Horst laufen.

Gut zu beobachten ist unser Horst Wabern II.  Von der Eisenbahnbrücke Wabern kann man die Störche auf dem Spänebunker auch ohne Fernglas sehr gut beobachten ohne das es zu Störungen kommt. Hier ein Link zur Lage der Horste in Wabern
Leinen Sie bitte die Hunde an, wann immer Sie in der näheren Umgebung Wildvögel sehen.hundeanleinen

Drohnen – gefährliche Freizeitaktivitäten des MEnschen

Ganz aktuell nimmt die Zahl der Drohnenflüge zu. Es ist strengstens verboten Tiere bei der Brut zu stören. Wir bringen derartige Störungen zur Anzeige, da es bereits 3mal vorgekommen ist, dass Horste während der Brutzeit überflogen wurden.

Mittlerweile benötigt man hierfür eine Lizenz und ist somit besser informiert über die Genehmigungen zum Drohnenflug, denn oftmals geschieht es unwissend.

drohne
Immer öfter kommt es zu Störungen am Horst durch den Überflug von Drohnen.

Doch der Drohnenflug kann auch nützlich sein, da sprechen wir aus eigener Erfahrung und bedanken uns für die Hilfe von Carlo Kurz ganz herzlich!

Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe vom Horst können die Störche zur Aufgabe veranlassen. Während der Brutzeit darf auch hier nicht gestört werden. Geplante Dachsanierungen müssen mit der Naturschutzbehörde abgestimmt werden wenn ein Storch auf dem Dach brütet oder ein Kran in der Nähe des Dachs aufgestellt werden muss.

Feuerwerk

nicht nur Silvester wird leider immer öfter bei privaten Anlässen ein Feuerwerk ohne Genehmigung durchgeführt. Dies kann eine Brut des Weißstorches zerstören, zur Unterkühlung der Jungtiere oder Eier führen, oder auch zum Absturz der Jungtiere. Auch an Silvester tötet das Feuerwerk unsere Vögel.

Aktuell wurde durch das  Silvesterfeuerwerk 2019 ein Storch  so schwer verletzt, dass er am nächsten Tag gestorben ist.

Zivilisationsmüll

Eine große Verletzungsgefahr besteht durch das Eintragen von Zivilisationsmüll  in den Horst. Die Störche sammeln in ihrer Umgebung gerne alles auf, auch andere Vogelarten sind davon stark betroffen. Dazu zählen Plastikabfall, Becher, Schläuche, jegliche Bänder, Gummiringe, all diese Dinge schnüren den Jungstörchen Beine oder Hals ab, werden von ihnen verschluckt und führen zum qualvollen Tod.

Auch hier können wir helfen: Machen Sie einen Spaziergang zum Naturschutzerlebnis und sammeln Sie gefährliche Gegenstände ein um sie fachgerecht zu entsorgen. Sie helfen damit vielen Vogelarten.

Intensivierung der Landwirtschaft

Der Weißstorch ist ein Symbol für bedrohten Lebensraum. Dadurch kam es Ende des 19ten Jahrhunderts zu den massiven Bestandseinbrüchen. Auch wenn sich diese ein wenig erholt haben, besorgniserregend ist der Rückgang der Nahrungstiere für den Weißstorch, ursächlich hervorgerufen durch die heute landwirtschaftlich sehr intensiv genutzten Flächen mit hohem Pestizideinsatz! Immer mehr Grünland verschwindet.

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Der Storch braucht extensiv genutztes Land, Beweidung, feuchte Wiesen wo er bei anhaltender Trockenheit immer noch Nahrung für seinen Nachwuchs findet.

Trockengelegte Felder zerstören seinen Lebensraum

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Trockenlegung von Ackerland

Weitere Unfälle, die sich in der Gemeinde Wabern zugetragen haben,  Storchenjahr 2015:

Anfang Mai 2015 verlor das Storchenpaar aus den Ederauen, Georges der Franzose Paris P 9050 und Julie DEW 3X 357 seinen gesamten Nachwuchs. Wir haben mit dem Baumläufer noch versucht die toten Küken zu bergen, leider war eine Einsicht in den Horst nicht möglich, der Horst war bereits marode, es war zu gefährlich. Auffällig war, dass kurz zuvor unmittelbar in Horstnähe ein Acker samt Randstreifen mit Pesitziden behandelt wurde, zu einem unerlaubten Zeitpunkt!.Genau dort suchten die Altstörche Würmer für den gerade geschlüpften Nachwuchs.

Vogeljagd

Wir müssen da gar nicht bis nach Malta, Frankreich oder Italien schauen, auch in Deutschland gibt es schießwütige Menschen die auf Vögel jagt machen. Dieser Storch wurde in Deutschland erschossen und er ist kein Einzelfall!

Weidezaun

Ein mit Strom betriebener, nicht über Holzpfähle stramm gezogener Weidezaun wird dem Storch schnell zum Verhängnis. Steckt er seinen Kopf bei der Nahrungssuche durch die mit Strom geführten Seile, dies tut er, sobald er dort Nahrung sieht, ist er in großer Gefahr. Beim ersten Stromschlag breitet er die Flügel aus und verheddert sich in den Bändern. Er stirbt an den Stromstößen, Herztod ist die Folge.

Wir haben in Wabern unseren Brutstorch Friedrich durch Stromtod/Weidezaun verloren.