Weißstorchberingung – warum wird der Storch beringt?

Der Pfeilstorch

Der ein oder andere Storchenfreund kennt vielleicht die Geschichte des Pfeilstorches.

Die Menschen konnten sich früher gar nicht vorstellen, wohin denn die Störche im Winter verschwinden. Da gab es die unglaublichsten Geschichten, verwandeln sie sich vielleicht oder schlafen sie irgendwo, bis der Winter vorbei ist.

Das wurde 1822 widerlegt, als  man in Mecklenburg-Vorpommern Gut Bothmer, bei Klütz einen Weißstorch erschoss, dem ein ca. 80cm langer Pfeil im Hals steckte. Es war ein Pfeil aus Afrika, das wurde eindeutig festgestellt. Von diesen Pfeilstörchen soll es weitere Tiere gegeben haben, die den Weg zurück aus ihrem Winterquartiere geschafft haben. Der Vogelzug war damit bewiesen, man war einen Schritt weiter.

1899 war es erstmals ein Däne namens Mortensen, der Vögel mit einem nummerierten Metallring kennzeichnete und tatsächlich gab es auch Wiederfunde. Die Methode zeigte also Erfolge.

Sie gehört auch heute noch zu den Standardmethoden ornithologischer Forschung in der Welt. Neben dem Zugverhalten und den Zugwegen, die ja bereits weitestgehend erforscht sind, geben sie auch Aufschluss über das Ansiedlungsmuster der Jungtiere, über ihre Lebenserwartungen, die Ortstreue, die Veränderung des Zugverhaltens und über Todesursachen.

Die Wiederfundrate ist bei Kleinvögeln natürlich wesentlich geringer, die Ringe der Störche können mit einem Spektiv gut abgelesen werden. Wenn Sie einen Ring ablesen konnten teilen Sie uns dies gerne mit. Auf den Seiten der Vogelschutzwarten können Sie die Ringe auch eigenständig melden und erhalten von dort eine Rückmeldung wo und wann der Vogel beringt wurde. 

Welche Ringe gibt es bei der Weißstorchberingung?

Die Störche in Hessen werden mit ELSA Ringen beringt. Der ELSA Ring ist ein Kunststoffring, der aus zwei Teilen besteht, die bei der Beringung fest ineinander gedrückt werden und dann miteinander verbunden sind.  Auf dem Ring steht ein aus Zahlen und Ziffern zusammengesetzter Code, über ihn wird der Storch später identifiziert, es ist sein Personalausweis. Auch der Name der Vogelschutzwarte ist angegeben, diese Angaben wiederholen sich auf dem Ring in senkrechter Anordnung. Darüber hinaus ist für die Finder der Ringe auch eine Mailadresse angegeben.

In geraden Jahren wird bei der Vogelschutzwarte DER und DEW rechts beringt, in ungeraden Jahren links.

Die Vogelschutzwarten Deutschlands haben folgende Abkürzungen:

DER  – Vogelschutzwarte Radolfzell – in Wabern brüten 2018  3 Störche beringt DER

DEW – Vogelschutzwarte Helgoland – in Wabern brüten 2018 2 Störche beringt DEW

DEH  – Vogelschutzwarte Hiddensee – in Wabern brütet 2018 ein Storch beringt DEH

Andere Vogelwarten verwenden mittlerweile wieder mit Alu beschichtete Metallringe. Leider sind diese nur schwer abzulesen.

Sie haben einen Storchenring abgelesen oder gefunden? 

Dann melden Sie dies bitte an eine der nachfolgenden Adressen, oder schicken Sie uns Ihre Sichtung. Wenn möglich mit Foto. 

Institut für Vogelforschung
“Vogelwarte Helgoland”
An der Vogelwarte 21
26386 Wilhelmshaven
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Beringungszentrale Hiddensee
Landesamt für Umwelt-, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern
An der Mühle 4
17493 Greifswald-Eldena
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Max-Planck-Institut für Ornithologie
Vogelwarte Radolfzell
Schlossallee 2
D-78315 Radolfzell-Möggingen

Beringter Storch mit einem Farbring?

Einige Länder und auch die Vogelschutzwarte Hiddensee benutzen zudem Farbringe, die beim Weißstorch am zweiten Bein oder auch oberhalb des ELSA Ringes angebracht werden. In Wabern sehr schön zu beobachten an den durchziehenden schwedischen Störchen. Aber auch die polnischen Störche werden mit Farbringen markiert, die dann, kann man die Zahlen nicht erkennen, ebenfals Auskunft geben woher der Vogel stammt.

Die Vogelschutzwarte für Helgoland setzt für Störche ein Kontingent der Ringe fest. Für die Beringung der Störche müssen die Beringer explizit ausgebildet sein, für unseren Bereich ist das Thomas Weiß, er hat dafür die Genehmigung. Diese Tätigkeit führt er ehrenamtlich aus, danke dafür!

Wie werden Störche beringt?

Frühestens ab der 5. Lebenswoche bis maximal zur 7. Lebenswoche werden die Jungstörche in ihren Horsten beringt. Sie fallen dabei in eine Art Starre, man nennt das Akinese. Die Jungstörche stellen sich tot, das kommt im Tierreich bei anderen Arten auch vor. Werden Störche später beringt, besteht die Gefahr dass sie abspringen. Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass ein Jungstorch durchaus auch später noch in die Akinese fällt, nämlich dann, wenn er total hilflos ist.

 

Immer auf der Höhe: die Drehleiter der Feuerwehr Ziegenhain

Die Storchenhorste sind leider in den seltensten Fällen mit einer Leiter erreichbar. Wenn hier nicht die Feuerwehr hilft, wird es fast unmöglich Störche zu beringen. Die Kosten für einen Hubsteiger, müssen die Horstbesitzer alleine tragen.

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Ob Störche im Horst beringt werden entscheidet neben dem Beringer der Horstbesitzer bzw. der Besitzer des Grundes, auf dem der Horst steht.

Erste Beringung der Störche in Wabern

Seit 2012 werden auch in Wabern Störche beringt.  Thomas Weiß vom NABU war bereits die Jahre zuvor bemüht im ältesten Storchenhorst, Wabern I Ederauen zu beringen, dies scheiterte leider. In einem privat errichteten Kunsthorst innerorts wurden die ersten Jungstörche mit ELSA Ringen versehen, erhielten also  ihre “Personalausweise”. 

Erstmals wurden 2018 auch im Horst der Storchenstation Niedermöllrich die Jungstörche beringt.